Alternative Heilmethoden

Als ich das Medizinstudium begonnen habe, war ich voller Enthusiasmus und sehr wissbegierig. Und ich habe geglaubt, dass mir ein sechsjähriges intensives Studium der Humanmedizin Antworten auf die meisten meiner Fragen liefern kann. Doch je mehr man lernt und weiß, umso mehr Fragen kommen auf. Und am Ende des Studiums musste ich einsehen, dass meine Wissensgier nur sehr begrenzt gestillt werden konnte.

 

Während meiner Assistenzarztzeit habe ich mich dann zunächst der traditionell chinesischen Medizin (TCM) und der Akupunktur zugewandt. Während wir im Studium Körper sezieren, um die Anatomie zu lernen, und in der Forschung Studien durchführen und die Ergebnisse dann mathematisch statistisch auswerten, entwickelte sich die traditionell chinesische Medizin über Jahrtausende hinweg durch das intensive Beobachten der Natur und des menschlichen Körpers. Es wurden Zusammenhänge erkannt, die philosophisch erscheinen und allgemeingültig auf alle Vorgänge in der Natur übertragbar sind.

 

Auch während meiner chirotherapeutischen Ausbildung blieben viele Fragen offen, so dass ich entschied, im Anschluss eine osteopathische Ausbildung anzustreben. Die Osteopathie basiert auf den Erkenntnissen und Lehren des Amerikaners A.T. Still. Es faszinierte mich, als ich plötzlich deutliche Parallelen zur TCM erkannte. Zwei vollkommen unterschiedliche medizinische Methoden von weit entfernten Kontinenten kommen auf unterschiedlichen Wegen zu ähnlichen Erkenntnissen. Die Existenz eines "kraniosakralen Rhythmus" wurde von mir aufgrund meines schulmedizinischen Denkens strikt bestritten. Ihn dann jedoch selbst zu spüren, brachte mein bisheriges naturwissenschaftliches Verständnis vollkommen durcheinander.

 

Das Studium dieser alternativen Heilmethoden hat mein medizinisches Verständnis nachhaltig verändert. Dieser Wissensschatz stellt für mich in der täglichen schulmedizinischen Praxistätigkeit eine wichtige Ergänzung dar.

(Nicole Lampa)